OV Wuppertal-Langerfeld aktuell
Nachruf Willy Flasdieck
Nachruf Willy Flasdieck
26.05.1939 – 26.01.2025
Am letzten Sonntag ist unser Freund Willy Flasdieck verstorben. Wir trauern nicht nur um ein langjähriges Vereinsmitglied. Wir trauern um einen Freund und einen - für viele - engen Wegbegleiter.
Willy war gelernter Bandwirker und hat zusammen mit seinem Vater die Bandfabrik Flasdieck betrieben. Dieses Erbe hat er nach Weiterbildung und harter Arbeit äußerst erfolgreich bis zu seinem Ruhestand weitergeführt.
1976 stieß Willy mit 33 Jahren zu unserem Posaunenchor hinzu. Über viele Jahrzehnte gab er dort den Ton an. Sein Platz war fest reserviert. Mit der 1. Trompete führte er den Chor an. Kaum ein Choral, Marsch oder sonstiges Musikstück begann, ohne dass Willy die Initiative für den ersten Ton ergriff. Blieb dieser Ton ausnahmsweise mal aus, schaute der Dirigent auch mal in die Röhre, weil der ganze Chor deswegen verunsichert nicht richtig eingesetzt hat. Aus Aufnahmen von älteren Neujahrskonzerten hören Kenner genau Willys scharfen oder weichen Ton seiner Trompete heraus – immer dem Musikstück angemessenen.
Willy hat früher gerne davon berichtet, wie er das Trompetespielen im Nächstebrecker Posaunenchor erlernt hat und welche „Malässen“ er zu seiner Jugendzeit zu Hause mit seinem „Ollen“ gehabt hatte, wenn er nach langen, arbeitsamen Tagen mit seinem Horn zum Blasen irgendwo verschwand. Er erzählte auch gerne von langen und wilden Nächten, in denen er Feierlichkeiten mit Tanzmusik unterhalten hat. Neben alten Geschichten konnte Willy aber auch ernst sein Wort erheben. Sein Wort hatte Gewicht.
Als junger Knabe konnte ich lange einfach dabeisitzen und ihm zuhören. Ich verstand zwar nur die Hälfte von dem, was Willy im feinsten Wuppertaler Platt „kallte“. Das machte aber nichts aus. Lernen konnte man trotzdem viel von dem selbstsicheren, aufmerksamen und gutherzigen Mann.
Großzügig war Willy gerne. Er gab Dinge weiter, um anderen eine Freude zu machen. So erhielt ich von ihm nach einem flapsigen Spruch meinerseits bei seiner Betriebsaufgabe 2001 mein erstes Auto (das „Assörken“, ein Suzuki Super Carry-Schuhkarton“-Auto) oder einige Jahre später auch seine Trompete. Willys Oldtimer Volvo 765 Kombi fährt heute noch - in guten Händen abgegeben – mit Willis Initialen auf dem Kennzeichen durch Langerfeld; letztes Jahr sogar bis hoch zum Polarkreis. Neben großen Geschenken war es für ihn selbstverständlich, die Currywurst-Pommes und eine Cola im Anschluss nach der Probe für Jüngere mit wenig Geld zu bezahlen.
Als 2009 die Dixieland-Combo und anschließend die Big Band Hedtberg Brass entstand, war Willy natürlich auch dabei. Die damals ungenutzte Halle seines Betriebs durften wir als Probenraum nutzen und brachten uns dort die ersten Schritte in Richtung Jazz und Improvisation selbst bei.
Wenn ein Instrument nichtmehr richtig lief oder ein „Schlonzkopp“ seinen feststeckenden Stimmzug nicht richtig oder regelmäßig gefettet hat, dann war es Willy, der diese „Kannen“ wieder erfolgreich zum Laufen gebracht hat.
Im Laufe der Zeit bekam Willy Probleme mit dem für Bläser nötigem Gefühl in den Lippen. Er benötigte ein größeres Mundstück und wechselte von der Poleposition der 1. Trompete vorne links in die hintere Reihe der tieferen Instrumente. Er spielte mit einem neu erworbenen Euphonium den Bass. Auch wenn Willi in den letzten Jahren körperlich nicht mehr alles spielen konnte, so verlor er nicht sein Gespür für den richtigen Rhythmus und den richtigen Ton. Ein guter Musiker weiß, wann er auch mal besser nicht spielen sollte.
Noch um den letzten Jahreswechsel gab ich ihm seine Trompete zurück, damit er die Ventile wieder schnellläufiger machen sollte. Diesmal schaffte er es nicht, aber er schwärmte begeistert von der hochwertigen Qualität dieses Instruments. Ich werde es nun in guten Händen bewahren.
Wir danken für die gemeinsame Zeit, die wir mit Willy verbringen durften.
Wir sind mit unseren Gedanken bei seiner Frau und seiner Familie.
Willy, wir werden Dich vermissen. Vergessen werden wir Dich nicht.
Text: Stefan
28.01.2025
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